Nach einer Reihe von Versuchen, auf dem ursprünglich zwischen Anklam, Friedland,
Ferdinandshof und Groß Daberkow nur für den Güterverkehr errichteten 600mm-Schmalspurnetz auch
Personenverkehr zu ermöglichen, bestellte die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn (M.P.S.B.)
im Jahre 1911 eine Serie von 8 vierachsigen Personenwagen, die auch "verwöhntesten Ansprüchen"
gerecht werden sollten.
Im Frühjahr 1913 lieferte die Waggonfabrik Wismar diese Wagen an den Besteller, die nicht nur für
den Reisekomfort auf Feldbahnspurweite Maßstäbe setzten. Der ca. 12 m lange Wagenkasten beherbergte
3 Abteile: 2 schmalere Vorbauten, wobei in einem ein Abteil 2., im anderen ein Abteil 3. Klasse mit
Längssitzen eingerichtet wurde. Das ca. 2m breite mittlere Abteil war für Reisende der 3. Klasse
eingerichtet, Sitzteilung 2+1. Nicht nur eine Toilette war vorhanden, auch eine Dampfheizung System
Pintsch und 2 geschlossene Einstiegsräume zwischen den End- und dem mittleren Abteil wurden
eingebaut. In den Endabteilen sorgten 900mm breite, im Mittelteil ca. 1200mm breite Doppelfenster
für gute Sicht. Die Fenster konnten teilweise geöffnet werden. Und in der dunklen Jahreszeit
spendete eine Pressgasbeleuchtung ausreichend Licht. Alle Wagen wurden mit Körtingbremse geliefert,
die aber im Alltagsverkehr aus verschiedenen Gründen nicht benutzt - und bald wieder ausgebaut
wurde. Diese neuen Wagen trugen die Hauptlast des Reiseverkehrs , wobei oft nur ein Reisezugwagen
mitgeführt wurde.
Alle acht Wagen überstanden den 2. Weltkrieg, lediglich einer wurde im Rahmen des verfügten
Streckenabbaus als Reparationsgut in die Sowjetunion transportiert. Die verbliebenen sieben Wagen
waren bis zur Einstellung des Betriebes auf dem Reststück Anklam-Friedland(-Uhlenhorst-Ferdinandshof)
im Einsatz. Bei einigen Wagen wurde das zur 1. Klasse "aufgestiegene" Abteil mit Hartpolstersitzen
versehen, sodass zum Schluss fast alle Wagen als reine 2. Klasse Fahrzeuge verkehrten. Einige
Wagen erhielten sogar noch eine elektrische Beleuchtung (960-202,-206, -209).
Erhalten sind heute noch zwei Wagen: 960-210 steht im Museum in Friedland, ein anderer (960-104)
kehrte aus dem Exil in Großbritannien nach Deutschland zurück und wird im Frankfurter
Feldbahnmuseum aufgearbeitet.
An das größte deutsche 600mm-Schmalspurnetz erinnert heute ein kurzes wiederaufgebautes
Streckenstück zwischen Schwichtenberg und Uhlenhorst.
Die Wagen sind lauffähig bis hinab zu einem Radius von 195 mm.
Es wird empfohlen, die Wagen erst ab einem Radius ab 260 mm einzusetzen. Da es bei kleineren
Radien Probleme mit der Breite des Kupplungsbügels beim Ausschwenken des Wagens beim Einlauf in
den Radius geben kann, wird empfohlen, beim Anwenden des Mindestradius einen Übergangsbogen
(z.B. 450 mm) einzubauen. Bei S-Kurven muss eine kurze Zwischengerade vorgesehen werden.
Die Wagen sind normalerweise für die Spurweite H0f (6,5mm) vorgesehen. Sollen die Wagen auf
9-mm Gleisen fahren, sollte bei Bestellung der Zusatz H0e angegeben sein.
(Foto: S. Hoyer, Anlage "Lützkow")
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